Im späten 18. und im 19. Jahrhundert wollte man Jugendlichen das Lesen verbieten.
Romane zu lesen wurde zur „Lesesucht“ erklärt. Zu emotional. Moralisch gefährlich. Gesellschaftlich zersetzend. Besonders im Fokus standen junge Frauen: Man unterstellte ihnen wieder einmal die Abkehr von ihrer „natürlichen“ Rolle. Romanlektüre galt als Gefahr für Charakter, Tugend und gesellschaftliche Ordnung.
In den 2020er-Jahren ist Social Media unter Generalverdacht.
In Australien dürfen Jugendliche unter 16 Jahren seit dem 10. Dezember 2025 keine sozialen Medien mehr nutzen. Aus angeblicher Sorge um mentale Gesundheit, Aufmerksamkeit und soziale Entwicklung.
Das Muster ist alt:
📚 Roman – spätes 18. bis 19. Jahrhundert
🎸 Rockmusik – 1950er bis 1960er
📺 Fernsehen – 1950er bis 1970er
🎮 Videospiele – 1980er bis 1990er
📱 Social Media – seit den 2000ern
Immer, wenn ein neues Medium kommt, folgt die Moralpanik.
Verbote geben vermeintliche Kontrolle. Bildung und Medienkompetenz brauchen Zeit, Begleitung und Vorbilder. Und natürlich ist es immer leichter, anderen etwas zu verbieten, als selbst mit gutem Beispiel voranzugehen – im Umgang mit Medien, Aufmerksamkeit und Verantwortung.
Vielleicht ist das die eigentliche Lektion aus der Geschichte.

